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Klare Anzeichen

Ist mein Kind hochsensibel? So kannst du die Anzeichen laut Expertin früh erkennen

Hochsensibilität bei Kindern erkennen: Das sagt eine Expertin
© iStock/SanyaSM

Hochsensibilität bei Kindern zu erkennen, ist gar nicht so einfach. Vor allem, weil dieses Persönlichkeitsmerkmal oft Parallelen zu ADHS aufweist. Was Hochsensibilität genau ist, wie sie sich äußert und wie du am besten damit umgehst, wenn dein Kind betroffen ist, haben wir mit Expertin Jutta Böttcher vom Kompetenzzentrum für Hochsensibilität besprochen.

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Wie erkenne eine Hochsensibilität bei meinem Kind?

Hochsensible Kinder zeigen ihre Besonderheit auf verschiedene Arten, und nicht jedes Kind reagiert gleich. Manche sind geräuschempfindlich und klagen über zu laute Umgebungen, andere stören sich an kratzenden Stoffen oder intensiven Gerüchen. Eine Hochsensibilität muss aber nicht nur auf die fünf Sinne beschränkt sein.

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Es gibt auch eine emotionale Hochsensibilität. Dein Kind könnte zum Beispiel besonders stark auf Stimmungen innerhalb der Familie oder im Freundeskreis reagieren. Wenn es spürt, dass jemand traurig ist, kann es selbst traurig werden, ohne dass es genau weiß, warum. Gleichzeitig haben hochsensible Kinder oft ein starkes Bedürfnis nach Harmonie, weshalb sie meist sehr unter Streit oder Ungerechtigkeit leiden.

Manche hochsensible Kinder verarbeiten ihre vielen Eindrücke in der Fantasie. Sie erfinden Geschichten, haben imaginäre Freunde oder träumen besonders lebhaft. Diese Kreativität ist eine wunderbare Gabe, kann aber auch dazu führen, dass sie sich von ihren eigenen Gedanken überwältigt fühlen.

Was ist der Unterschied zwischen ADHS und Hochsensibilität?

„ADHS ist ein neurologisches Störungsbild mit Problemen in der Impulskontrolle, der Aufmerksamkeitslenkung und der Reizfilterung. Der Stress entsteht vor allem durch zu viele Reize, die das Kind gar nicht einordnen kann. Es kann nicht entscheiden, was wichtiger ist und was nicht. Das hat oft auch Auswirkungen auf das Selbstbild, weil sie viel Kritik einstecken müssen“, erklärt Jutta Böttcher vom Kompetenzzentrum für Hochsensibilität im Interview. „Hochsensibilität ist dagegen ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal mit einer stärkeren sensorischen und emotionalen Verarbeitung. Das heißt, Betroffene haben mehr Tiefe in der Reizverarbeitung. Es beschäftigt sie, aber sie haben keine Störungen in der Konzentration und Aufmerksamkeit“, so Jutta Böttcher.

Dass Hochsensibilität und ADHS manchmal sehr nahe beieinander liegen, liegt laut Jutta Böttcher vor allem an den Hormonen: „Wenn hochsensible Kinder in der Reizüberflutung sind, bedeutet das Stress. Dieser Stress sorgt für eine hohe Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, den Gegenspieler zum Insulin. Das führt dann dazu, dass es zu Unterzuckerungszuständen bei hochsensiblen Kindern kommt, was sie nicht gut tolerieren können, weshalb sie vom Verhalten her dann in ähnliche Zustände wie ADHS kommen.“

Ist das der Fall, werden Kinder oft hibbelig und es geht ihnen augenscheinlich nicht gut. In diesem Fall rät die Expertin dazu, das Kind nicht bis zum Abendessen zu vertrösten (auch nicht, wenn es in zehn Minuten so weit ist!), sondern sofort einen Snack parat zu haben. Ihr Tipp: Kein Zucker, sondern lieber etwas auf Eiweißbasis.

Was ist typisch für hochsensible Kinder?

Typische Merkmale hochsensibler Kinder sind ihre intensive Wahrnehmung und ihr ausgeprägtes Gefühlsleben. Sie nehmen oft mehr Details wahr als andere und brauchen länger, um ihre Eindrücke zu verarbeiten. So ist es beispielsweise nicht unnormal für Hochsensible, zwei Jahre später wie aus dem Nichts auf ein Detail in einem bestimmten Moment zu sprechen zu kommen. „Das ist der typische lange emotionale Nachhall. Das bedeutet, das lief die ganze Zeit im Hintergrund und wurde immer wieder durchdacht“, erklärt Jutta Böttcher. Ein Grund, weshalb hochsensible Kinder oft schneller erschöpft sind oder sich nach einem aufregenden Tag lieber erstmal zurückziehen möchten.

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Ein weiteres Merkmal hochsensibler Kinder sei, sehr früh komplexe Zusammenhänge zu durchdenken und sich Gedanken über etwas zu machen, worüber andere Kinder sich noch keine Gedanken machen würden, so Jutta Böttcher. Typische Fragen wie zum Beispiel „Was ist eigentlich das Weltall?“ oder „Wohin ist Opa jetzt gegangen, wenn er gestorben ist?“, seien bereits im Alter von drei Jahren durchaus typisch.

Hochsensible Kinder neigen zudem zu einer ausgeprägten ästhetischen Wahrnehmungsfähigkeit und Perfektionismus. Sie möchten oft alles richtig machen und setzen sich selbst unter Druck, wenn sie glauben, nicht gut genug zu sein. Gleichzeitig haben sie oft eine besondere Kreativität und eine ausgeprägte Fantasie, die sie in Kunst, Musik oder beim Spielen zum Ausdruck bringen.

Im Video unserer familie.de-Kolleg*innen erfährst du, wie du ganz harmonisch Regeln bei deinen Kindern einführst:

Vom Kleinkind zum Teenager: So funktioniert harmonisches Einführen von Regeln Abonniere uns
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Wer stellt fest, ob mein Kind hochsensibel ist?

Hochsensibilität ist keine Krankheit, daher gibt es dazu auch keine medizinische Diagnose. Stattdessen handelt es sich eher um eine persönliche Einschätzung.  Es gibt also keinen standardisierten Test, der Hochsensibilität eindeutig feststellt, aber es gibt viele Hinweise, die dir und Fachleuten helfen können, ein besseres Verständnis für diese besondere Gabe zu entwickeln.

Wenn du dir unsicher bist, ob dein Kind hochsensibel ist, kannst du dich an Kinderärzt*innen, Kinderpsycholog*innen oder Expert*innen wie Jutta Böttcher von Aurum Cordis wenden, die Erfahrung mit hochsensiblen Kindern haben und dieses Persönlichkeitsmerkmal schnell erkennen können. Gleichzeitig können sie dir helfen, das Verhalten deines Kindes besser einzuordnen und dir Tipps geben, wie du es bei ihrer Hochsensibilität besser unterstützen kannst.

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Tipps im Umgang mit hochsensiblen Kindern

  • Der wohl wichtigste Schritt ist: Akzeptiere dein Kind so, wie es ist. Hochsensible Kinder brauchen Eltern, die ihre Besonderheit verstehen und ihnen helfen, ihre Stärken zu erkennen. Zeig deinem Kind, dass seine Sensibilität keine Schwäche, sondern eine wertvolle Gabe ist.
  • Sorge für Klarheit. Wenn du – aus welchem Grund auch immer – weinen musst, erkläre deinem Kind, warum. Sag nicht einfach „Es ist alles gut“, wenn es das augenscheinlich nicht ist. Dein Kind vertraut dir. Es vertraut aber auch seiner Wahrnehmung. Bring es nicht durcheinander, indem du Dinge unklar lässt.
  • Wenn dein Kind aus der Kita oder Schule kommt und plötzlich Wutanfälle hat, nimm es nicht persönlich. Lass dein Kind gewähren (solange nichts zu Bruch geht und keiner verletzt wird!). Dein Kind musste sich in der Einrichtung den ganzen Tag regelkonform verhalten. Zu Hause ist es in seinem geschützten, sicheren Raum, wo es seinen Emotionen freien Lauf lassen kann. Die Wutanfälle sind seine Art zu sagen: „Mein Nervensystem kann nicht mehr“. Sieh es als Ausgleichsmaßnahme für ein überreiztes Nervensystem und sei einfach da, anstatt wütend zu werden und zu schimpfen oder gar zu bestrafen.
  • Gib deinem Kind Sicherheit, indem du Struktur und Rituale schaffst. Ein geregelter Tagesablauf hilft deinem Kind, Stress und Überforderung zu vermeiden. Triff klare Absprachen und halte dich so gut es geht an feste Abläufe, zum Beispiel ein gemeinsames Abendritual wie ein Buch lesen.
  • Sorge für ausreichend Ruhephasen im Alltag und überfordere dein Kind nicht mit zu vielen Aktivitäten. Hochsensible Kinder brauchen Zeit, um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Plane also bewusst ruhige Momente ein, in denen dein Kind sich entspannen und zur Ruhe kommen kann.

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