Ständig störst du dich daran, dass dein Partner zu unordentlich ist? Oder nervt es dich, wenn deine Partnerin zu viel Zeit am Handy verbringt? Das ist völlig normal und gehört zu jeder Beziehung dazu. Doch hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, warum dich bestimmte Verhaltensweisen besonders triggern? Die Psychologie zeigt: Oft kritisieren wir an anderen genau das, was tief in uns selbst schlummert – oder was wir uns selbst nicht erlauben. Dieses Phänomen nennt sich Projektion und kann uns viel über unsere eigenen Ängste, Wünsche und unterdrückten Seiten verraten. Nämlich folgendes …
#1
Du kritisierst, was du dir selbst nicht erlaubst
Regt es dich auf, wenn dein Partner oder deine Partnerin spontan Pläne ändert oder einfach mal faul auf der Couch liegt? Möglicherweise steckt dahinter dein eigener Wunsch nach mehr Flexibilität und Entspannung. Menschen, die sehr strukturiert und pflichtbewusst sind, kritisieren oft die Spontanität oder „Faulheit“ ihrer Partner*innen – dabei sehnen sie sich insgeheim genau nach dieser Leichtigkeit. Du erlaubst dir vielleicht selbst nicht, unproduktiv zu sein oder Pläne über den Haufen zu werfen, und projizierst diese innere Anspannung auf deinen Partner oder deine Partnerin.
#2
Du erkennst deine eigenen Schwächen
Manchmal kritisieren wir Eigenschaften, die wir selbst haben, aber nicht wahrhaben wollen. Störst du dich daran, dass dein Partner oder deine Partnerin zu viel redet oder immer im Mittelpunkt stehen will? Schau mal genau hin: Vielleicht redest auch du gerne viel oder suchst oft die Aufmerksamkeit anderer. Diese Art der Kritik funktioniert wie ein psychologischer Abwehrmechanismus – wir lenken die Aufmerksamkeit von unseren eigenen Schwächen ab, indem wir sie bei anderen benennen.
#3
Du spiegelst deine Ängste wider
Kritik kann auch ein Fenster zu unseren tiefsten Ängsten sein. Wenn dich die Unordentlichkeit deines Partners oder deiner Partnerin extrem stört, könnte dahinter deine Angst vor Kontrollverlust stehen. Menschen, die sehr auf Ordnung und Struktur bedacht sind, fühlen sich oft unsicher, wenn ihre Umgebung chaotisch ist. Die Kritik am Partner oder an der Partnerin wird dann zum Ventil für die eigene Angst vor dem Unvorhersehbaren.
Wie streitet man richtig?
Im Video zeigen wir dir, was du in Streitsituationen beachten solltest, damit sie euch nicht auseinander, sondern näher zusammen bringen.
#4
Du wünschst dir mehr Aufmerksamkeit
Beschwerst du dich oft darüber, dass dein Partner oder deine Partnerin zu viel Zeit mit Hobbys, Freund*innen oder am Handy verbringt? Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass du dir mehr Aufmerksamkeit und Nähe wünschst. Anstatt dieses Bedürfnis direkt zu kommunizieren, kritisierst du die Aktivitäten, die deinem Partner oder deiner Partnerin wichtig sind. Dahinter steckt oft die Angst, nicht wichtig genug zu sein oder zu kurz zu kommen.
#5
Du kämpfst mit deinem Selbstwert
Kritisierst du häufig das Aussehen, die Kleidung oder den Geschmack deines Partners oder deiner Partnerin? Das kann ein Zeichen für eigene Unsicherheiten sein. Menschen, die mit ihrem Selbstwert kämpfen, projizieren diese Unsicherheit manchmal auf ihre Partner*innen. Sie kritisieren äußere Merkmale, weil sie sich selbst nicht attraktiv oder wertvoll genug fühlen. Die Kritik wird zur Ablenkung von den eigenen Selbstzweifeln.
Bedürfnisse äußern, statt Vorwürfe machen
Kritik in der Beziehung ist nicht grundsätzlich schlecht – sie kann wichtige Gespräche anstoßen und zur Weiterentwicklung beitragen. Doch bevor du das nächste Mal etwas an deinem Partner oder deiner Partnerin kritisierst, halte kurz inne und frage dich: Was sagt diese Kritik über mich aus? Welches eigene Bedürfnis, welche Angst oder welcher Wunsch könnte dahinterstecken?
Diese Selbstreflexion kann deine Beziehung enorm bereichern. Statt Vorwürfe zu machen, kannst du lernen, deine eigenen Bedürfnisse klar zu kommunizieren. Sage zum Beispiel: „Mir ist wichtig, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen“ anstatt „Du bist ständig am Handy“. Oder: „Ich fühle mich wohler, wenn es ordentlicher ist“ statt „Du bist so chaotisch“.
Denk daran: Dein Partner oder deine Partnerin ist nicht dafür verantwortlich, deine unbewussten Bedürfnisse zu erfüllen oder deine Ängste zu beruhigen. Je besser du dich selbst kennst und verstehst, desto authentischer und liebevoller kannst du auch mit deinem Gegenüber umgehen. Manchmal führt uns die Kritik am anderen direkt zu den Themen, an denen wir selbst noch arbeiten können.